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Institut für Organische Chemie

Friedenspreis für zwei Chemiker

01.12.2014

Die Gusi-Stiftung hat den Professoren Gerhard Bringmann (Würzburg) und Virima Mudogo (Kinshasa) den Gusi Peace Prize verliehen und sie damit für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur Wirkstoffforschung und für ihre humanitären Verdienste um den wissenschaftlichen Nachwuchs im Kongo geehrt.

Die Professoren Virima Mudogo (links) und Gerhard Bringmann wurden gemeinsam mit dem Gusi Peace Prize geehrt (Foto: Thomas Waldner)

Verliehen wurden die Preise am 26. November 2014 an Mudogo und Bringmann sowie zwölf weitere Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst in einer feierlichen Zeremonie im Philippine International Convention Center in Manila. Bei der Feier waren rund 2000 hochrangige Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens vertreten. Wegen einer Erkrankung Bringmanns nahm Mudogo die Ehrungen für beide Wissenschaftler entgegen.

Über die beiden Preisträger

Gerhard Bringmann hat seit 1987 den Lehrstuhl für Organische Chemie I an der Universität Würzburg inne. Seit 2003 ist er Sprecher des Sonderforschungsbereichs 630 „Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“. Von 2006 bis 2009 war er Gründungssprecher des Afrikakreises an der Uni Würzburg (heute: „Forum Afrikazentrum“); von 2002 bis 2014 leitete er den Programmausschuss der Irseer Naturstoff-Tage.

Die Arbeiten von Bringmann in Forschung und Lehre wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. So erhielt er 1999 den Preis für gute Lehre des Freistaats Bayern. 2006 wurde ihm die Adolf-Windaus-Medaille für Naturstoffforschung und 2007 der Paul-J.-Scheuer-Preis für Marine Biotechnologie verliehen. Seit 2008 ist er Ehrenprofessor an der Peking University und seit 2012 an der Jinan University in Guangzhou (China). Drei kongolesische Universitäten haben ihm zwischen 2006 und 2012 die Ehrendoktorwürde verliehen. 2012 wurde er in die European Academy of Sciences and Arts aufgenommen, 2014 in die African Academy of Sciences. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind in etwa 700 Publikationen und Patenten dokumentiert.

Virima Mudogo wurde in der Provinz Nord-Kivu im Osten des Kongo geboren. Er studierte Chemie an der Universität Kinshasa, wo er 1979 seinen Bachelor abschloss und Assistent in der Fakultät für Naturwissenschaften wurde. Ab 1982 studierte er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der Uni Würzburg, wo er 1988 promovierte. Dann wurde er Associate Professor an der Uni Kinshasa und 2004 Lehrstuhlinhaber. Von 2005 bis 2009 war er Vizepräsident der Uni Kinshasa. In diese Zeit fiel auch die Unterzeichnung des ersten Kooperationsvertrags der Uni Kinshasa mit der Uni Würzburg.

Auch Virima Mudogo erhielt für seine wissenschaftlichen und humanitären Arbeiten mehrere Preise, darunter den Congo Higher Education Scientific Award (2010), die Ehrendoktorwürde der Université Officielle de Ruwenzori im Kongo (2012) und, zusammen mit Bringmann, das Kongolesische Verdienstkreuz Erster Klasse in Gold des Kongolesischen Staates (2012).

Suche nach neuen Wirkstoffen gegen vernachlässigte Krankheiten

Dass die beiden Professoren nun wieder gemeinsam geehrt werden, liegt darin begründet, dass sie vieles gemeinsam angepackt und erreicht haben. Ihre Zusammenarbeit begann vor über 20 Jahren mit der Suche nach medizinisch interessanten Wirkstoffen aus tropischen Pflanzen. Diese Forschung führen die beiden Professoren bis heute im Rahmen des Würzburger SFB 630 durch. Aus diesen Arbeiten sind zahlreiche Publikationen in hochrangigen Journalen hervorgegangen – und das erste deutsch-kongolesische Patent. Sie haben sogar eine neue Pflanzenart im Kongo entdeckt, die sie Ancistrocladus ileboensis genannt haben, benannt nach ihrem Fundort in der Nähe der kongolesischen Stadt Ilebo.

Das Stipendienprogramm BEBUC als Motor für den Frieden

Ausgehend von diesen gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeiten entwickelten die beiden das weltweit wohl einzigartige Exzellenzstipendienprogramm BEBUC, mit dem sie dem Kongo eine neue Generation von herausragenden neuen Professoren geben wollen. Dieses Stipendienprogramm hat sich seit seinem Beginn 2008 erfolgreich weiterentwickelt und unterstützt heute an insgesamt 16 Universitäten exzellente junge Kongolesen im Bachelor- oder Masterstudium, bei der Promotion oder bei ihrer Rückkehr in den Kongo. Vor allem zur Förderung von Mädchen werden darüber hinaus junge Talente aus zwei Grundschulen und sechs Gymnasien gefördert – alles in allem über 150 Stipendiaten.

„Wir sind glücklich, dass wir beide gemeinsam geehrt werden, denn all dies hätte keiner von uns beiden alleine schaffen können. Und längst sind wir beide nicht mehr alleine, sondern haben ein starkes kompetentes Team“, so Bringmann und Mudogo.

Das Stipendienprogramm soll jungen Menschen helfen, ihre Träume zu verwirklichen, indem sie zügig und mit Tiefgang studieren, ihre Studien im Ausland fortsetzen, in den Kongo zurückkehren, um dort ihr Wissen dann an junge Menschen weiterzugeben – und damit zugleich beim Wiederaufbau ihres Landes zu helfen. So ist das Stipendienprogramm zugleich auch ein Motor für den Frieden in diesem schwierigen Land. Hierzu passt auch Bringmanns Motto Bila elimu hakuna maendeleo na amani. Das ist Suaheli und heißt: Ohne Bildung kein Wohlstand und Frieden.

Über den Gusi-Friedenspreis

Die Gusi-Stiftung, gegründet von ihrem Vorsitzenden Barry Gusi, verleiht seit 2002 alljährlich den Preis in einer feierlichen Zeremonie. Mit Bringmann wird zum vierten Mal ein Deutscher ausgezeichnet, mit Virima Mudogo sogar zum ersten Mal ein Kongolese. Unter den anderen Preisträgern sind hochrangige Staatsmänner wie Vytautas Landsbergis, der frühere Staatspräsident von Litauen, aber auch wissenschaftliche Kooperationspartner von Bringmann und Mudogo, wie Professor Yoshinori Asakawa aus Japan und Professor Kazimierz Glowniak aus Polen.

„Wir empfinden diese Auszeichnung als Ermunterung, nicht nur unsere Infektionsforschung weiterzuführen, sondern auch das Stipendienprogramm weiter auszubauen, und freuen uns, dass damit zugleich alle die geehrt werden, die uns bei diesem Projekt unterstützen, vor allem die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung“, so die beiden Preisträger.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T (0931) 31-85323 bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Virima Mudogo, Université de Kinshasa, Faculté des Sciences, T +243 99 99 30 963, mudogov@gmail.com

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Von Pressestelle der Universität

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