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Institut für Organische Chemie

Exzellenz im Kongo: Über 160 BEBUC-Stipendiaten

02.07.2015

Dem Kongo eine neue Generation von jungen Professoren geben: Das ist das Ziel des Exzellenz-Stipendienprogramms BEBUC. Jetzt wurden erneut Stipendiaten und Aufnahme-Kandidaten in der Hauptstadt Kinshasa durch das internationale Auswahlkomitee geprüft. Damit fördert BEBUC derzeit 165 Stipendiaten.

Der Student der Politikwissenschaften Arnold Musao war der erste Kandidat, der sich vor dem Begutachtungskomitee bewähren musste. Das Mikrophon diente dem Kontakt mit dem Vorsitzenden in Würzburg. (Foto: H. Mavoko)

Den Anfang machte vor sieben Jahren die Uni Kinshasa in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Seit 2014 nehmen am Exzellenz-Stipendienprogramm BEBUC nun schon 16 kongolesische Universitäten teil, die allesamt mit der Uni Würzburg durch Partnerschaftsabkommen liiert sind. Darunter sind auch zwei Einrichtungen aus Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo, auf der anderen Seite des Kongo-Flusses. Darüber hinaus sind sechs Gymnasien und zwei Grundschulen beteiligt.

Begutachtet wurden diesmal Kandidaten aus dem Westen des Landes: bereits geförderte Stipendiaten und neue Anwärter aus Kinshasa, Kikwit und Mbanza Ngungu. Gefördert werden neben ausgezeichneten Schülern vor allem Nachwuchswissenschaftler aus allen Fächern bei ihrem Bachelorstudium im Kongo, bei ihrem Masterstudium und bei der Doktorarbeit im Ausland und während der Rückkehr in den Kongo.

Mitglieder des Komitees

Mitglieder des ständigen Evaluierungskomitees sind die Professoren Gerhard Bringmann, Inhaber des Lehrstuhls Organische Chemie I der Uni Würzburg, und Virima Mudogo, ehemaliger Vizepräsident der Uni Kinshasa und Alumnus der Uni Würzburg. Die beiden hatten das Stipendienprogramm 2008 begründet. 2009 wurde das Team verstärkt durch Dr. Karine Ndjoko Ioset aus Lausanne, heute Programmbeauftragte und Manager von BEBUC, und wenig später durch Hypolite Mavoko, Tutor im Stipendiensystem. Diese vier werden unterstützt durch die Tutoren Vivi Maketa und Damien Tshibangu.

Begutachtung und Betreuung

Ausgewählt werden die besten Kandidaten nach einem gut eingespielten, zweistufigen Verfahren: zunächst auf der Basis der bisherigen Studienleistungen, dann vor allem aufgrund der persönlichen Vorstellung an der Tafel, mit Vortrag und Diskussion, auch über ihre Zukunftsvisionen. Weitere wichtige Auswahlkriterien sind Ethik- und Sprachkompetenzen. Auch bei den alljährlichen Verlängerungs-Prüfungen ist der direkte Kontakt mit jedem einzelnen Stipendiaten wichtig. Zusammen mit dem intensiven Mentoring ist dies ein Markenzeichen von BEBUC.

Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Prüfungsvorsitzende Gerhard Bringmann erstmals nicht bei der Begutachtung vor Ort mit dabei sein, nahm aber per Video-Konferenz aktiv daran teil. Darum fand die Begutachtung auch erst jetzt, im Juni und Juli, statt und nicht wie sonst üblich im März, und auch probeweise nur im Westen. Nach diesem erfolgreichen Probelauf soll baldmöglichst auch in gleicher Weise die BEBUC-Evaluierung im Zentrum (Mbuji Mayi), im Süden (Lubumbashi), im Osten (Butembo, Goma und Bukavu) und im Norden (Kisangani) des Landes durchgeführt werden.

Frauenförderung

Ein besonderes Anliegen von BEBUC ist die Frauenförderung. Etwa ein Drittel der derzeit geförderten jungen Kongolesen sind weiblich. "Dieser Frauenanteil ist schon ganz gut, wenn man bedenkt, dass die Stipendien letztlich zu Professuren führen sollen, aber wir wollen ihn unbedingt erhöhen", so Bringmann. "Darum haben wir auch Schulen in unser Programm einbezogen: um exzellente Mädchen früh zu erkennen und zu fördern – ehe die Eltern sie von der Schule nehmen."

Es geht aber auch darum, an den Universitäten durchaus vorhandene Reserven von noch nicht geförderten exzellenten Studentinnen zu aktivieren und diese zu ermuntern, sich um ein BEBUC-Stipendium zu bewerben. Dafür und für die Stärkung der schon geförderten Stipendiatinnen wurde am Rande der Begutachtung ein ganzer Tag reserviert für eine Women's Debate, initiiert und federführend organisiert von Karine Ndjoko.

Kinshasa Science Event

BEBUC stellt seine Arbeit regelmäßig einem breiten Publikum vor und wirbt um Unterstützung. Ein Beispiel für gelungene Öffentlichkeitsarbeit durch die Stipendiaten selbst ist die Beteiligung am Science Event, im Rahmen der "Woche der Wissenschaft und der Technologie" am Institut de la Gombe in Kinshasa, kurz vor der Evaluierung. Angeregt durch Karine Ndjoko präsentierten engagierte Bachelor-Stipendiaten der Université de Kikwit, der Université de Kinshasa und der Université Protestante au Congo interessierten Schülern vielfältige Informationen über BEBUC und über aktuelle wissenschaftliche und medizinisch relevante Themen und führten wissenschaftliche Experimente vor.

Weitere Aktivitäten

Wie schon bei früheren Evaluierungs-Besuchen in Kinshasa besuchte das Begutachtungsteam auch die deutsche Botschaft, die seit vielen Jahren die Aktivitäten von BEBUC kraftvoll unterstützt (zum Beispiel neulich beim Versand von Fachbüchern von Würzburg nach Goma). Der Kulturattaché Dr. Christian Becker war begeistert von BEBUC. Er äußerte den Wunsch, beim nächsten Mal bei den Begutachtungen im Osten mit dabei zu sein und dann auch CERPI (siehe unten) und seine Gründer in Goma kennenzulernen.

So wie jedes Jahr besuchte das Team auch das Ministerium für Erziehung und Forschung, diesmal zusammen mit dem Rückkehr-Stipendiaten Dr. Pascal Mupepele. Der neue Minister, Prof. Théophile Mbemba Fundu, zeigte sich von den BEBUC-Aktivitäten sehr beeindruckt und versprach, sich für das Stipendienprogramm einzusetzen.

Vertieft wurde auch die Zusammenarbeit mit der Fédération des Entreprises du Congo (FEC), der kongolesischen Unternehmervereinigung, vor allem im Bereich von gemeinsamen Seminarveranstaltungen und Praktika.

Erstmals wurden auch Kontakte geknüpft mit dem Congo-American Language Institute (CALI), das eng mit dem Fulbright-Stipendienprogramm zusammenarbeitet. Die BEBUC-Delegierten betonten die zentrale Bedeutung der englischen Sprache innerhalb des Stipendienprogramms und vereinbarten eine enge Kooperation.

Feierliche Stipendienübergabe

Höhepunkt und Abschluss der Begutachtung war auch diesmal wieder die feierliche Überreichung der Stipendien-Zertifikate an die frisch gekürten oder verlängerten Stipendiaten. Durch die jüngste Begutachtung stieg die Zahl der Stipendiaten im gesamten Kongo auf 165. Der festliche Charakter der Feier wurde unterstrichen durch die Anwesenheit der Leiter der beteiligten Lehreinrichtungen und durch die Vertreterin des Ministeriums für Forschung und Bildung, Prof. Nadège Ngombe. Anwesend waren auch Freunde und Familienangehörige der Stipendiaten.

Wie zum Teil schon in der Vergangenheit, so hatten auch diesmal die BEBUC-Zentren im Osten, im Zentrum und im Süden demokratisch gewählte Delegierte entsandt, die mit einem Grußwort zur Zeremonie beitrugen. Zugleich berichteten sie über die BEBUC-Aktivitäten an ihren Heimateinrichtungen und betonten, wie wichtig für sie dieses Zusammenwachsen der 'BEBUC-Familie' trotz der riesigen Entfernungen im Kongo ist.

Traditionell wurden bei der Feier auch die BEBUC-Preise überreicht für die besten und engagiertesten unter den Stipendiaten. Geehrt wurden diesmal Dav Ebengo, Student der Agrarwissenschaften, und Théodore Jordy Dinga, Student der Chemie. Beide hatten sich nicht nur durch herausragende Prüfungsergebnisse über mehrere Jahre hinweg hervorgetan, sondern auch durch ein großes Engagement für BEBUC. Ein Videogruß von Gerhard Bringmann rundete die Feier ab.

Besuch in Lubumbashi

Zur Betreuung der Stipendiaten und zum Aufbau neuer Kontakte nutzte Karine Ndjoko noch die Gelegenheit zu einem Abstecher nach Lubumbashi. Dort gab es gemeinsame Seminare mit den Stipendiaten der Uni Lubumbashi und des Mädchengymnasiums Tuendelee, bei denen Karine Ndjoko über BEBUC und Wissenschaftsethik sprach und praktische Tipps zu Studienfragen gab. Die Stipendiaten ihrerseits berichteten über den Fortgang ihrer Arbeiten.

Zukunftspläne

"Das Exzellenz-Stipendienprogramm BEBUC hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt und wir liegen sehr gut in unserem Zeitplan, wonach ab circa 2018 jeder exzellente kongolesische Student die Chance haben soll, sich bei uns zu bewerben. Dazu werden wir unsere Infrastruktur konsequent weiter ausbauen – mit zusätzlichen Seminarräumen, aber auch durch Einstellung neuer Tutoren, die den Stipendiaten bei fachspezifischen Problemen und Alltagsfragen zur Seite stehen", betont Bringmann.

"Ganz wichtig ist es uns, die Stipendiaten weiterhin gezielt und spezifisch auf ihrem Weg zu ihrer Professur zu begleiten und sie über Kongo-relevante Arbeitsgebiete zu beraten, die sich sinnvoll ergänzen, so dass Kristallisationskeime für spätere Forschungszentren im Kongo entstehen können", so der Würzburger Professor. Ein erstes Zentrum, das kürzlich von jungen BEBUC-Professoren eigeninitiativ gegründet wurde, ist das Center for Research on Poverty and Inequalities (CERPI) in Goma.

"Die Ausdehnung des Stipendienprogramms auf den gesamten Kongo ist eine atemberaubende Aufgabe", so Bringmann. "Wir sehen uns aber hierfür gut gerüstet durch die tatkräftige Unterstützung vor allem durch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, aber auch durch die Hilfe der Holger-Pöhlmann-Stiftung sowie durch die persönlichen Patenschaften und großzügige Spenden."

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg,
T +49 931 31‐85323, bringman@chemie.uni‐wuerzburg.de

Prof. Dr. Virima Mudogo, Université de Kinshasa, Faculté des Sciences,
T +243 99 99 30 963, mudogov@gmail.com

Dr. Karine Ndjoko Ioset, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg,
T +41 787 044 725, karine.ndjoko@uni‐wuerzburg.de

Weblinks

Diese Pressemitteilung als pdf-Dokument.

Zum BEBUC-Programm und zum Förderverein Uni Kinshasa e.V.: www.foerderverein‐uni‐kinshasa.de

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