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Institut für Organische Chemie

BEBUC: Neue Begutachtung im Kongo

22.12.2015

Wieder sind im Rahmen des Exzellenz-Stipendienprogramms BEBUC neue Kandidaten und "Verlängerer" im Osten, Norden, Süden und Zentrum der Demokratischen Republik Kongo an 16 der 24 Partnereinrichtungen der Uni Würzburg evaluiert worden. Derzeit fördert BEBUC 179 herausragende junge Kongolesen.

Masterstudent Blaise Zirimwabagabo stellt seinen Forschungsplan im Bereich des Internationalen Rechts vor. (Foto: A. Bapolisi)

Die letzte BEBUC-Begutachtung hatte im Juli 2015 in Kinshasa stattgefunden, mit Kandidaten von dort sowie aus Kikwit und Mbanza Ngungu, alle im Westen des Landes. Jetzt, im Dezember, wurden die übrigen BEBUC-Einrichtungen im Kongo evaluiert; insgesamt wurden 135 Auswahlgespräche geführt. An jedem der beteiligten Orte gab es im Anschluss an die Interviews die traditionelle Stipendienzeremonie in Gegenwart von Honoratioren aus Wissenschaft, Kirche und Politik.

Mit Abschluss der Evaluierungsreise gibt es nun 103 Stipendiaten im Bachelorstudium, 23 im Masterstudium und 14 bei der Doktorarbeit sowie 39 an Schulen. Erfreulicherweise kamen diesmal besonders viele Frauen und Mädchen zum Zug.

Begutachtung im Osten des Landes

Die Evaluierung startete in Bukavu, der Hauptstadt von Süd-Kivu, wo seit 2012 die Université Officielle de Bukavu und die Université Catholique de Bukavu am Stipendienprogramm teilnehmen sowie auch das Gymnasium Collège Alfajiri. Anschließend reiste das Evaluierungskomitee über den Kivu-See nach Goma weiter, der Hauptstadt von Nord-Kivu, wo, ebenfalls seit 2012, die Université Libre des Pays des Grands Lacs und seit dem vergangenen Jahr auch die Schule Metanoïa bei BEBUC mitmacht. Gleichfalls in Goma evaluiert wurden die bereits geförderten Stipendiaten und neue Kandidaten aus der seit kurzem beteiligten Université de Kisangani im Norden.

Danach ging es weiter nach Butembo, wo die Université Catholique du Graben bereits seit 2010 Partner im Stipendienprogramm ist. Inzwischen sind hier die Université Officielle de Ruwenzori und die Université Libre des Pays des Grands Lacs (eine Ausgründung der gleichnamigen Universität in Goma) sowie das Institut Kambali und die Grundschule Nyuki hinzugekommen. Damit gibt es jetzt im Osten 71 BEBUC-Stipendiaten und im Norden zwei.

Reise ins Zentrum und in den Süden

Nach der Evaluierung der Kandidaten im Osten ging es weiter nach Mbuji-Mayi, der Hauptstadt der Provinz Kasaï-Oriental im Zentrum des Landes. Die Université Officielle de Mbuji-Mayi nimmt seit 2012 am Stipendienprogramm teil. Kandidaten gab es auch von den Gymnasien Mpokolo (zu Deutsch: "Wasserquelle") und Kristo Mfumu (übersetzt: "Christus König"). In Mbuji-Mayi gibt es nun zehn Stipendiaten.

Die nächste Station war Lubumbashi, Hauptstadt der Provinz Katanga. Die Université de Lubumbashi ist ebenfalls seit einigen Jahren fester Bestandteil des Exzellenz-Stipendienprogramms. Außerdem begutachtet wurde das Mädchengymnasium Tuendelee (zu Deutsch: "Lasst uns aufbrechen"). Lubumbashi ist nun mit zwölf Stipendiaten in BEBUC vertreten.

Das Ziel: Neue Professoren für den Kongo

Das Exzellenz-Stipendienprogramm BEBUC will im Kongo den Teufelskreis von sinkender Qualität, Überalterung und Hoffnungslosigkeit bei den Professoren durchbrechen. Dazu wählt BEBUC die besten Kandidaten aus prinzipiell allen Fächern aus, unterstützt sie auf ihrem Weg zu einer akademischen Laufbahn und begleitet sie dabei durch finanzielle Unterstützung, durch fachliche und organisatorische Beratung – und nicht zuletzt durch die jährlichen Prüfungen.

Für das Evaluierungskomitee, aber auch für die Stipendiaten selbst, bedeutet Exzellenz nicht nur herausragende Studienleistungen, sondern auch soziale, ethische und sprachliche Kompetenz. Hierzu gehört auch der Aufbau demokratischer Strukturen und die aktive Teilnahme der fortgeschrittenen Stipendiaten bei den Evaluierungen. So sind schon jetzt sechs Professoren aus BEBUC hervorgegangen, die nun das Stipendienprogramm unterstützen, zwei wurden erst vor wenigen Tagen vom Ministerium ernannt. Für 2016 werden mehrere neue „BEBUC-Professoren“ erwartet.

Evaluierungs-Komitee

Mitglieder des Evaluierungskomitees waren, wie schon in früheren Jahren, Prof. Gerhard Bringmann vom Lehrstuhl für Organische Chemie I der Uni Würzburg, zugleich Vorsitzender der Kommission, und sein Stellvertreter, Prof. Virima Mudogo von der Universität Kinshasa (Alumnus der Uni Würzburg), sowie Hypolite Mavoko, der gerade seine Doktorarbeit im Bereich der Tropenmedizin abschließt, und Damien Tshibangu, langjähriger Tutor im Stipendienprogramm. Mit dabei war diesmal auch Prof. Vikandy Mambo, der frühere Rektor einer Partneruniversität in Butembo. Er hatte zuvor schon öfters bei Begutachtungen sowohl in Butembo als auch in Kinshasa teilgenommen.

Wie bei früheren Evaluierungen, waren auch jetzt wieder Delegierte von den diesmal nicht beteiligten BEBUC-Einrichtungen präsent. Im Osten war es Tania Bishola, Masterstudentin der Biologie, frühere Vize-Sprecherin der Stipendiaten in Kinshasa, jetzt BEBUC-Stipendiatin in Nairobi. Sie forscht auf dem Gebiet von Tropenkrankheiten und plant ihre Doktorarbeit in Würzburg. In Mbuji-Mayi und Lubumbashi fungierte Freddy Bangelesa, Masterstudent der Agrarwissenschaften, als Delegierter für Kinshasa. Dort war er bis vor kurzem Hauptsprecher der Stipendiaten. Beide Delegierten brachten ihre fachliche Expertise und langjährige Erfahrung bei Begutachtungen mit ein und verschafften sich ihrerseits einen Eindruck, wie das Evaluierungsverfahren an den anderen Orten abläuft. Dies sorgt für Transparenz innerhalb des Stipendienprogramms – und damit für Nachvollziehbarkeit der Exzellenzkriterien von BEBUC. Der Vorsitzende der Kommission, G. Bringmann, konnte, wie schon bei der letzten Begutachtung, aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich mit dabei sein, nahm aber wieder aktiv per Videokonferenz teil.

Ein wichtiger Baustein von BEBUC: Persönliche Patenschaften

Dadurch ergab sich für einige der persönlichen Paten aus Deutschland die Gelegenheit, trotz der großen Distanz einmal unmittelbar bei solchen Evaluierungen mit dabei zu sein und ihre Stipendiaten in Aktion sehen zu können. "Diese persönlichen Patenschaften sind – neben der finanziellen Unterstützung – von großem ideellem Wert für das Stipendienprogramm: Die Stipendiaten wissen, dass ein gutherziger Mensch sie auf ihrem Weg hin zur Professur unterstützt. Dieser Kontakt bietet auch die Möglichkeit, die jeweils andere Kultur kennenzulernen – eine Bereicherung für beide Seiten. So entstehen oft gute Freundschaften", erklärt Bringmann. Derzeit gibt es in BEBUC über 60 solche persönliche Patenschaften.

Organisation

Organisiert wird das Stipendienprogramm vom deutschen Förderverein Uni Kinshasa e.V. (fUNIKIN), dessen Vorsitzender Bringmann ist. Die Uni Würzburg arbeitet eng mit dem Programm zusammen und unterhält Kooperationsvereinbarungen mit allen 24 "BEBUC-Einrichtungen" im Kongo, darunter 16 Universitäten, sechs Gymnasien und zwei Grundschulen. Der Förderverein, gegründet 2009, umfasst schon jetzt über 1.700 Mitglieder in 50 Ländern und unterhält ein Büro in Würzburg und eines in Kinshasa.

Zur Infrastruktur von BEBUC im Kongo gehören neben dem Sekretariat in Kinshasa die teils schon vorhandenen, teils noch im Aufbau befindlichen Seminarräume. Sie dienen für gemeinsame Veranstaltungen, aber auch für Evaluierungen, Prüfungen und den Meinungsaustausch – und sind somit ein Ort der Identität von BEBUC. Letztlich sollen alle "BEBUC-Städte" jeweils mindestens einen solchen Seminarraum haben, mit Computerausrüstung, Internet und erforderlichem Inventar.

Kooperationen

Auch diesmal nutzte das Komitee die Gelegenheit zum Aufbau oder zur Vertiefung wissenschaftlicher und medizinischer Kooperationen. So bestehen Zusammenarbeiten mit den berühmten Krankenhäusern Hôpital Panzi in Bukavu und HEAL Africa in Goma, die den BEBUC-Stipendiaten wertvolle Praktika bieten, großzügig unterstützt durch die Holger-Pöhlmann-Stiftung aus Margetshöchheim bei Würzburg.

Erstmals besucht wurde auch die Firma Pharmakina in Bukavu, die Chinin aus Chinarindenbäumen produziert. Chinin ist das klassische Mittel zur Behandlung von Malaria.

BEBUC-Preise

Ein Höhepunkt bei den Zeremonien ist immer die Verleihung der BEBUC-Preise für außergewöhnliche Leistungen verbunden mit einem bemerkenswerten sozialen Engagement. Der Preis ist dotiert mit einer Armbanduhr als Zeichen für zukunftsorientierte, zeitökonomische Planung und als Motivation für weiterhin exzellente Studienergebnisse. Dieses Jahr gab es zwei Preisträger: Espoir Mushagalusa Murhula ist Student der Agrarwissenschaften in Bukavu. Patient Kubuya Binwa studiert Ingenieurwissenschaften in Goma. Beide sind stellvertretende BEBUC-Sprecher. Frühere Preisträger waren zum Beispiel auch die beiden Delegierten aus Kinshasa, Tania Bishola, die als einzige den Preis zuvor sogar zweimal erhalten hatte, und Freddy Bangelesa.

"Es ist schön, diese herausragenden Stipendiaten bei ihrer akademischen Karriere zu begleiten. Ich bin dem gesamten Auswahlkomitee, allen Mitarbeitern und fUNIKIN-Mitgliedern und der Universität Würzburg sehr dankbar, vor allem auch der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung für die verlässliche Förderung dieses Vorhabens", so Bringmann.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T +49 931 31‐85323, bringman@chemie.uni‐wuerzburg.de

Prof. Dr. Virima Mudogo, Université de Kinshasa, Faculté des Sciences, T +243 99 99 30 963, mudogov@gmail.com

Dr. Karine Ndjoko Ioset, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T +41 787 044 725, karine.ndjoko@uni‐wuerzburg.de

Zum BEBUC-Programm und zum Förderverein Uni Kinshasa e.V.: www.foerderverein‐uni‐kinshasa.de

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