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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

Exzellenz im Kongo: Neue Partner beteiligt

09.04.2013

Vier Universitäten, ein Gymnasium und eine Grundschule wurden neu in das Stipendienprogramm BEBUC aufgenommen, das den Wissenschaftsnachwuchs im Kongo unterstützt. Derzeit werden über 90 Stipendiaten unterstützt. Modellhaft werden dabei auch besonders begabte Mädchen in Schulen gefördert.

Die vier ersten Stipendiaten der Université Officielle de Mbujimayi.

Einen großen Schritt vorwärts hat der Ausbau des Exzellenz-Stipendienprogramms BEBUC in der Demokratischen Republik Kongo gemacht. Auf der gerade zu Ende gegangenen Evaluierungsreise durch das zentralafrikanische Land haben Professor Gerhard Bringmann und Dr. Karine Ndjoko von der Universität Würzburg und Professor Virima Mudogo und Hypolite Mavoko von der Universität Kinshasa sechs weitere Partnerinstitutionen in das Exzellenzstipendienprogramm aufgenommen. Damit kommt das von Bringmann und Mudogo initiierte, privat finanzierte Förderprogramm seinem Ziel näher: Voraussichtlich ab 2018 soll es auf den gesamten Kongo ausgedehnt sein.


Auswahl der Stipendiaten


Gut eingespielt ist das Verfahren zur Aufnahme von Bachelor-Stipendiaten: Öffentliche Aushänge, Ankündigungen in Funk und Fernsehen und Informationsveranstaltungen machen potenzielle Kandidaten auf das Stipendiensystem aufmerksam. „Aus den zahlreichen Bewerbungen treffen lokale Komitees dann nach transparenten Regeln eine Vorauswahl“, erklärt Bringmann.

Ausgesucht werden die neuen Stipendiaten nach persönlichen Vorstellungsvorträgen und Auswahlgesprächen. In einer feierlichen Zeremonie erhalten sie schließlich ihre Stipendienzertifikate. Dabei sind die beteiligten Universitätsrektoren und Schulleiter ebenso anwesend wie Vertreter aus Politik, Kirche und Wirtschaft.

Während die Aufnahmeprüfungen noch in französischer Sprache ablaufen, müssen sich die Stipendiaten der alljährlichen Verlängerungsprüfung in englischer Sprache unterziehen. Dabei haben sie zunehmend auch ihre Zukunftsvisionen darzulegen: die Pläne für ihre Master- und Promotionsstudien im Ausland, die Wahl ihrer möglichst Kongo-relevanten Spezialisierung und ihre Konzepte für die Rückkehr in den Kongo. Sie müssen zudem erläutern, wie sie sich finanzieren und in Forschung und Lehre vernetzen wollen.

Patenschaften als Baustein


Einzigartig ist das Stipendienprogramm durch die Kombination von Exzellenz, Internationalität, individueller Beratung und persönlicher Patenschaften. „Deren Bedeutung besteht keineswegs nur in der finanziellen Unterstützung der Stipendiaten, sondern auch in der Begleitung durch das Studium“, so Bringmann. Derzeit gebe es knapp 50 persönliche Paten aus Europa und Amerika, aber auch aus Afrika.

Organisiert werden soll das Stipendiensystem letztlich in vier großen Zentren: im Westen, Süden, Osten und Norden des Landes.

Das Zentrum im Westen als Ausgangspunkt

Von Anfang an beteiligt ist die Universität Kinshasa im Westen des Landes. Hier begann 2008 modellhaft das Stipendiensystem, anfangs mit gerade mal vier Stipendiaten. Seit 2012 sind im Westen auch die Université de Kikwit und die Université Kongo in Mbanza Ngungu mit hinzugekommen.

Die Groupe Scolaire du Mont Amba war das erste Gymnasium im Stipendiensystem. Seit August 2012 ist zudem eine Grundschule beteiligt, die Groupe Scolaire Vabatu Ngoma in Kinshasa. Gebaut wurde diese Schule vom Würzburger Förderverein Mbonda Lokito.

Neu aufgenommen ins Stipendiensystem BEBUC wurde nun die Université Protestante au Congo, die sich ebenfalls in der HauptstadtKinshasa befindet.

Im Westen hat BEBUC bereits sehr gute, gewachsene Strukturen, mit gemeinsamen interdisziplinären Seminaren aller beteiligten Einrichtungen und mit anderen Veranstaltungen wie Exkursionen. So fanden auch fast alle Evaluierungen im Westen zentral in Kinshasa statt. Erstmals besuchte die Kommission diesmal die Université Kongo, die seit 2012 bei BEBUC mitmacht.

Neues Zentrum im Süden: Lubumbashi und Mbujimayi


Sichtbares Zeichen für den weiteren Ausbau des Stipendiensystems ist die Hinzunahme neuer Universitäten nun auch im Süden des Landes: die Université Officielle de Mbujimayi in der Provinzhauptstadt Mbujimayi und die Université de Lubumbashi, in der Hauptstadt der bekannten „Kupferprovinz“ Katanga.

Als weitere Einrichtung wurde in Lubumbashi auch ein großes Mädchengymnasium, das Lycée Tuendelee aufgenommen. „Tuendelee“ ist Kisuaheli und bedeutet „lasst uns aufbrechen“. Hier wurde das Komitee mit einem Spalier von Schülerinnen empfangen, die ein herzliches Willkommen sangen und tanzten. Die Schule hat rund 4.000 Schülerinnen.

Ausbau des Zentrums im Osten

Aus Sicherheitsgründen konnte das Prüfungskomitee diesmal nicht die Städte Butembo, Goma und Bukavu im Osten besuchen. Doch die Evaluierung soll schnellstmöglich nachgeholt werden; bis dahin laufen die Stipendien dort weiter.

Dennoch waren auch die Stipendiaten des Ostens bei den Begutachtungen und der Feier in Kinshasa vertreten: Sie hatten aus jeder Stadt je einen Delegierten geschickt. Die Abgesandten informierten sich über den Alltag der Stipendiaten im Westen und berichteten über den Stand des Stipendienprogramms im Osten, denn auch im Osten wurde das Programm inzwischen weiter ausgebaut: Kürzlich wurde die Université Libre des Pays des Grands Lacs in Butembo, eine junge, noch kleine Universität, Ausgründung der gleichnamigen Universität in Goma, in das Stipendiensystem aufgenommen. Auch eine weitere Grundschule ist dazugestoßen, die Ecole Primaire Nyuki in Butembo („nyuki“ ist das Kisuaheli-Wort für „Biene“).

Stand des Ausbaus und weitere Pläne

Damit sind jetzt zwölf kongolesische Unis, vier Gymnasien und zwei Grundschulen Partner im Exzellenzstipendienprogramm BEBUC. Alle 18 Einrichtungen sind mit der Uni Würzburg durch Partnerschaftsabkommen vertraglich verbunden; die neuen Verträge wurden bei den Stipendienfeiern in Kinshasa, Mbujimayi und Lubumbashi unterschrieben. Mit der Aufnahme der neuen Unis sind nun schon sieben der zehn besten Universitäten des Kongo Teil von BEBUC.

Bei den Schulen ist auch der Förderverein Uni Kinshasa in die Verträge mit eingebunden. Der Verein unterstützt das weltweit wohl einzigartige Stipendiensystem organisatorisch und finanziell, maßgeblich gefördert auch durch die deutsche Else‐Kröner‐Fresenius-Stiftung.

„Der weitere Ausbauplan sieht vor, ab 2018 allen exzellenten Studierenden in diesem riesigen Land, das knapp siebenmal so groß ist wie Deutschland, die Chance zu geben, sich auf ein Exzellenzstipendium zu bewerben“, erläutert Bringmann. Unterstützung gibt es dabei auch vom kongolesischen Erziehungs- und Forschungsminister. Er hat auf seiner Internetseite einen Aufruf an alle kongolesischen Universitäten veröffentlicht, sich bei BEBUC um die Aufnahme in das Exzellenzstipendien-Programm zu bewerben.


Förderung von Mädchen und Einbindung von Schulen

Ziel des Stipendiensystems ist die Förderung und Beratung junger Nachwuchs-Akademiker auf ihrem Weg zur Professur. Die Aufnahme von Gymnasien und Grundschulen habe dabei eher Modellcharakter, sagt Bringmann. Sie solle daher beispielhaft auf wenige Schulen begrenzt bleiben.

Ein wichtiges Motiv bei der Beteiligung von Schulen ist die Förderung exzellenter Mädchen. Zu schnell nehmen Eltern gerade ihre Töchter von der Schule, wenn es an Geld fehlt, wenn die Eltern krank werden, ihren Job verlieren oder sich trennen. Dadurch kommen nur wenige Frauen an den Universitäten an, so dass es derzeit auch deutlich mehr männliche als weibliche Exzellenz-Stipendiaten gibt.

Der Modellversuch soll zeigen, ob es bei einer Förderung schon von der Schule an gelingt, eine Gleichverteilung von Mädchen und Jungen durch das universitäre Studium hindurch zu erreichen, bis zur Professur. Um die an den Universitäten schon vorhandenen „weiblichen Reserven“ besser zu unterstützen, werden Frauenseminare veranstaltet, in denen Studentinnen dazu ermuntert werden, sich bei BEBUC zu bewerben. Und ein eigens gegründeter Ethik-Rat kümmert sich speziell um Belange der Gleichstellung.

Aufbau und Pflege von Kontakten

Von zentraler Bedeutung für den weiteren Ausbau des BEBUC-Systems waren Besuche bei Politikern und wichtigen Einrichtungen im Kongo, unter anderem im Erziehungs- und Forschungsministerium, beim neuen deutschen Botschafter in Kinshasa, Dr. Wolfgang Manig, in der französischen Botschaft und bei der Fédération des Entreprises du Congo, der Vereinigung der Unternehmer des Kongo, beim Bürgermeister von Mbujimayi und beim Vizegouverneur der Provinz Ost-Kasai – und zu Gast bei allen beteiligten Rektoren. Dabei erhielten Bringmann und seine Delegation von allen Seiten viel Zustimmung und Unterstützung für das Stipendiensystem.

BEBUC-Preise und erste BEBUC-Professoren

Geehrt wurden in der Zeugnis-Zeremonie in Kinshasa auch drei besonders herausragende Stipendiaten. Sie alle haben über Jahre hinweg hervorragende Studienergebnisse erzielt und sich zudem für die Belange der anderen Stipendiaten eingesetzt. Sie erhielten den BEBUC Award 2013, der heuer bereits zum zweiten Mal verliehen und wieder vom Vorsitzenden des Würzburger Universitätsrates, Dr. Michael Klett, finanziert wurde.

Einer der Preisträger 2013 ist Dieudonné Tshitenge Tshitenge, der als Pharmazie-Student an der Uni Kinshasa herausragende Ergebnisse bei seinen Bachelor- und Master-Studien erzielt hat. Außerdem setzt er sich als erster Hauptsprecher für die Belange aller Stipendiaten im Kongo ein. Soeben beginnt er seine Doktorarbeit an der Uni Würzburg, im Rahmen der Graduate School of Life Sciences, die aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder finanziert wird. Seine Masterarbeit zur Validierung von kongolesischen Pflanzen-Arzneistoffen gegen Malaria, die er im vergangenen Jahr im Arbeitskreis von Gerhard Bringmann als Gaststudent an der Uni Würzburg durchgeführt hatte, verteidigte er (zusammen mit seinem Kommilitonen Jean-Pierre Mufusama, der synthetische Antimalariamittel analysierte), während des Aufenthalts von Bringmann und Ndjoko, öffentlich in der Fakultät für Pharmazie, beide wurden mit "grande distinction" (große Auszeichnung) benotet.

Den BEBUC-Preis erhielten auch Sifa Katungu Nganza, Studentin der Medizin von der Université Catholique du Graben in Butembo, und Hervé Lekuya Monka, Student der Medizin an der Uni Kinshasa, der vier Jahre lang in Folge die besten Ergebnisse von über 600 Medizin-Studierenden seines Jahrgangs erzielt hatte – und zugleich Sprecher aller Stipendiaten dort war.

Ausgezeichnet als erste BEBUC-Professoren wurden Dr. Shetonde Oscar Mihigo und Dr. Blaise Mbala Mavinga. Sie sind die beiden ersten BEBUCAlumni, die eine Professur im Kongo erlangt haben. Beide wurden zwar nicht von Anfang an durch BEBUC gefördert (dafür ist BEBUC noch zu jung), aber doch in den späteren Phasen ihrer Laufbahn, vor allem bei der alles entscheidenden Rückkehr in den Kongo durch „Re-Entry-Stipendien“. Die zwei jungen Chemie-Professoren halfen diesmal schon bei der Begutachtung der neuen Nachwuchstalente mit.

Der Kreis schließt sich

So schließt sich erstmals – noch zaghaft – der Kreis, den BEBUC anstrebt: Begabte junge Menschen im Kongo so zu fördern, dass sie nach ihren Hochschulabschlüssen und Auslandsaufenthalten in die Heimat zurückkehren. Das soll auf Dauer die Abwanderung der besten Nachwuchswissenschaftler bremsen und die Qualität der kongolesischen Universitäten nachhaltig verbessern.

Kontakt


Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Bringmann, Institut für Organische
Chemie der Universität Würzburg,
T (0931) 31‐85323, bringman@chemie.uni‐wuerzburg.de

Quelle: einBlick, 09.04.2013

Download als pdf: Exzellenz im Kongo: Neue Partner beteiligt

Excellence in the Congo: New BEBUC Partners Involved (engl. version)

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