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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

Ein neuer Begriff von Unabhängigkeit

10.06.2008

Der Schriftsteller Patrice Nganang in der Vortragsreihe über Afrika Mit Patrice Nganang kam nun auch Afrika selbst zu Wort in der Vortragsreihe des Afrika-Kreises der Universität: „Afrika – Probleme, Potenziale, Perspektiven“. Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler referierte bei seiner gut besuchten Gastvorlesung im Philosophiegebäude am Hubland über die neue afrikanische Literatur. Dies begrüße er umso mehr, sagte Universitätspräsident Axel Haase, als die ausgesprochen reichhaltige Literatur des afrikanischen Kontinents in Deutschland leider immer noch viel zu wenig bekannt sei.

Patrice Nganang (Bildmitte) mit seinen Gastgebern (von links): Universitätspräsident Axel Haase, Romanistik-Professorin Brigitte Burrichter, Karin Sekora, stellvertretende Sprecherin des Afrika-Kreises, und Professor Gerhard Bringmann, Sprecher des Afrika-Kreises. Foto: Margarete Pauli

Zuvor hatte der Präsident den Referenten als einen „der bekanntesten Autoren der jungen Generation afrikanischer Schriftsteller“ vorgestellt. Neben seinen Romanen und Gedichten hat Nganang eine ganze Reihe theoretischer Schriften zu Literatur, Film und zu politischen Themen veröffentlicht. 1970 in Yaoundé in Kamerun geboren, gehört er selbst der Generation von afrikanischen Schriftstellern an, über die er in seinem Vortrag „Eine Generationenfrage – die Geburt einer neuen afrikanischen Literatur“ referierte.

Themen dieser Autoren, die seit den 90er-Jahren publizieren, seien nicht länger Sklaverei oder Kolonialismus und ihre Folgen, berichtete Nganang. Nach der Unabhängigkeit ihrer Länder von den Kolonialmächten geboren, seien sie nicht wie ihre älteren Schriftsteller-Kollegen als Untertanen, sondern als Bürger eines Staates aufgewachsen – allerdings nahezu ohne Ausnahme in einer Diktatur. Mit ihrer Literatur bemühten sie sich, Unabhängigkeit neu zu bestimmen. „In diesem Bemühen“, so Nganangs Erkenntnis, „pendelt die neue afrikanische Literatur zwischen Kooperation mit dem und Opposition gegen den Staat. Dabei unterstützt ihre Stimme entweder die Legitimität der afrikanischen Staaten oder sie unterminiert sie.“

Patrice Nganang kam Ende der 90er-Jahre zum Studium nach Deutschland. 1998 promovierte er an der Universität Frankfurt in Germanistik mit einer Arbeit zur Rezeption europäischer Theaterstücke in Afrika. Derzeit unterrichtet er Literaturwissenschaften an der Stony Brook University in New York.

Afrika-Vortragsreihe geht weiter

Die Gastvorlesung geht auf die Initiative des Afrika-Kreises der Universität zurück – veranstaltet wurde sie in Kooperation mit dem Neuphilologischen Institut (Romanistik). Am Freitag, 13. Juni, wird die Reihe fortgesetzt mit einem Vortrag von Professor Gerhard Bringmann über „Naturstoffe – Hoffnung im Kampf gegen Infektionskrankheiten“. Am Freitag, 27. Juni, referiert die Literaturwissenschaftlerin Karin Sekora über „Die Geschichte des Kongo im Spiegel der Literatur“. Beide Vorträge finden im Toscanasaal der Residenz statt. Beginn ist jeweils 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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