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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

BEBUC: Neue Stipendiaten und Kooperationen im Ostkongo

08.10.2013

Den wissenschaftlichen Nachwuchs im Kongo zu fördern: Das ist das Ziel des Exzellenzstipendienprogramms BEBUC. Jetzt war das Auswahlkomitee erneut im Ostkongo unterwegs, um Stipendiaten und neue Kandidaten zu begutachten. Vorangebracht wurden auch neue Projekte im Bereich der Infektionsforschung.

Pate trifft Stipendiat: Axel Rethwilm lernt Gabriel Kambale Bunduki kennen, Medizinstudent an der UCG in Butembo. (Foto: G. Bringmann)

Mit neun Einrichtungen kooperiert die Uni Würzburg im Rahmen des Exzellenzstipendienprogramms BEBUC allein in Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo – mit sechs Universitäten, zwei Gymnasien und einer Grundschule. An diesen Einrichtungen hat das Auswahlkomitee jetzt neue Stipendienkandidaten und „Verlängerer“ begutachtet. In Kivu gibt es damit nun 42 Stipendiaten, im gesamten Kongo fast 120. Vertieft wurden zugleich auch die wissenschaftlichen Kooperationen im Bereich der Infektionsforschung im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 630 – Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten.

Aus Sicherheitsgründen hatte das BEBUC-Auswahlkomitee bei der letzten Evaluierungsrunde im März die Partnereinrichtungen der Uni Würzburg im Osten des Landes nicht berücksichtigen können, dies wurde jetzt nachgeholt.

Das Gutachter-Team

Das inzwischen gut eingespielte Team besteht aus:

 

  • Professor Gerhard Bringmann, Inhaber des Lehrstuhls Organische Chemie I an der Uni Würzburg
  • Professor Virima Mudogo, stellvertretender BEBUC-Vorsitzender und früherer Vizerektor der Uni Kinshasa sowie, zusammen mit Gerhard Bringmann, Initiator des Stipendiensystems
  • Dr. Karine Ndjoko, Programmbeauftragte und Managerin des Stipendiensystems
  • Hypolite Mavoko, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit

Mit dabei war diesmal auch der Würzburger Virologe Professor Axel Rethwilm. Er hatte schon bei einer früheren BEBUC-Evaluierung in Kinshasa mitgewirkt und kam nun gerne mit nach Butembo,zumal er eine persönliche Patenschaft für einen der dort studierenden Stipendiaten unterhält, Gabriel Bunduki. Nun konnten sich die beiden zum ersten Mal persönlich kennenlernen.

Evaluierung in Butembo

Bereits seit 2010 nimmt die Université Catholique du Graben (UCG) in Butembo, der zweitgrößten Stadt in der Provinz Nord-Kivu, am Exzellenzstipendienprogramm BEBUC teil. Und seit 2012 sind auch die Université Officielle de Ruwenzori (UOR) und das Gymnasium Institut Kambali mit dabei. Neu hinzugekommen sind nun eine weitere Uni, die Université Libre des Pays des Grands Lacs – Butembo (ULPGL-Butembo) und die Grundschule Nyuki.

Wie immer hatte zuvor das lokale BEBUC-Gutachterteam die Vorauswahl aus zahlreichen Bewerbern und Bewerberinnen getroffen; nun hatten die Kandidaten Gelegenheit, sich in einem Kurzvortrag an der Tafel mit anschließender Diskussion persönlich vorzustellen. Während die Aufnahmekandidaten noch in der Amtssprache Französisch geprüft werden können, müssen sich die Verlängerer auf Englisch verteidigen, was für einige eine große Herausforderung ist. Neben den Prüfungen gab es auch gemeinsame Diskussionen mit den Sprechern und Sprecherinnen der Stipendiaten an den verschiedenen Einrichtungen. So konnten sich die Mitglieder des Gutachtergremiums einen Eindruck verschaffen von den derzeitigen Problemen der Stipendiaten in Studium und alltäglichem Leben und von den Lösungsansätzen und konnten ihrerseits gute Ratschläge dazu geben.

In einer feierlichen gemeinsamen Zeremonie aller fünf beteiligten Einrichtungen in Butembo wurden dann durch den Vorsitzenden des BEBUCProgramms, Gerhard Bringmann, die Zertifikate überreicht. In seinem Vortrag stellte er die Ziele des Stipendiensystems vor und erläuterte dessen Bedeutung für die kongolesischen Universitäten und generell für den Wiederaufbau des Landes.

Bringmann lobte die erfreuliche Entwicklung gerade in Butembo, wo sich die beteiligten Institute in vorbildlicher Weise zusammengetan haben, um Räumlichkeiten für die Seminare und Prüfungen der Stipendiaten bereitzustellen. „Es ist wunderbar, dass, wie schon zuvor in der Hauptstadt Kinshasa, die Stipendiaten nun hier mit ihrem Seminarraum eine gute Möglichkeit gefunden haben, sich fächerund institutsübergreifend auszutauschen. Es ist ein Ort der Exzellenz – und auch der gemeinsamen Identität“, sagte er.

Begutachtung im Süden der Provinz Kivu

Nach der Zeremonie reiste die Gruppe weiter nach Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, und von dort aus mit dem Boot über den Kivu-See nach Bukavu. „Dieser Teil der Reise war noch bis kurz zuvor, wegen der schwierigen militärischen Lage, im Ungewissen“, erzählt Bringmann. Allerdings konnte die Begutachtung auch diesmal wieder nicht in Goma selbst durchgeführt werden. Daher kamen alle neuen Kandidaten und die zu verlängernden Stipendiaten der Université Libre des Pays des Grands Lacs – Goma (ULPGL-Goma) ebenfalls nach Bukavu.

Dort wurden Studenten und Schüler von vier Partner- Einrichtungen der Uni Würzburg geprüft: von der Université Catholique de Bukavu (UCB), der Université Officielle de Bukavu (UOB) und dem Gymnasium Collège Alfajiri (das ist Kisuaheli und heißt auf Deutsch „Morgenröte“) – und eben der ULPGLGoma. „Aufgrund ihrer guten Studienergebnisse und visionären Konzepte konnten auch hier fast alle Stipendien verlängert werden. Außerdem wurden mehrere neue Stipendiaten ausgewählt“, fasst Bringmann die Ergebnisse zusammen.

Auch in Bukavu gab es zum Abschluss eine feierliche gemeinsame Stipendienzeremonie, unter Beteiligung von Repräsentanten der vier Einrichtungen, von Kommilitonen und Mitschülern und Familienangehörigen.

Insgesamt gibt es damit trotz der schwierigen Umstände im Ostkongo dort nun 42 BEBUCStipendiaten. Zusammen mit den 76 Stipendiaten im Westen und Süden des Landes ist somit ihre Anzahl von bisher 99 auf insgesamt 118 angestiegen.

Wie Bringmann erklärt, ist geplant, das Stipendiensystem schrittweise auf weitere Universitäten auszudehnen, letztlich auf den gesamten Kongo. „Ohne die verlässliche Unterstützung seitens der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung und unserer zahlreichen persönlichen Paten wäre es undenkbar, dieses ehrgeizige Ziel der Erneuerung der Professorenschaft im Kongo zu erreichen“, so der Wissenschaftler.

Infektionsforschung im Osten des Kongo

Ein wichtiger Schwerpunkt dieser Reise war auch wieder der Ausbau bestehender Kooperationen im Bereich der Infektionsforschung und die Konzipierung neuer Projekte. Im Kongo fordern vor allem Tropenkrankheiten wie Malaria, Afrikanische Schlafkrankheit und Gelbfieber einen hohen Blutzoll bei der Bevölkerung. Im Fokus der Reise stand daher die Zusammenarbeit mit Infektionsforschern an Universitäten und Forschungsinstituten in Butembo und Bukavu, die Planung von Doktorarbeiten im Rahmen des SFB 630, dessen Sprecher Gerhard Bringmann ist, und zunehmend auch schon die Hinführung von Schülern und Studenten an die Erforschung von Tropenkrankheiten.

Konkret wurden Zusammenarbeiten begonnen zur Suche nach neuen Wirkstoffen aus kongolesischen Pflanzen und Pilzen. „Die unglaubliche Biodiversität der riesigen tropischen Regenwälder und Savannen im Kongo, mit seiner Fläche fast siebenmal so groß wie Deutschland, ist eine schier unerschöpfliche Quelle von neuen Wirkstoffen gegen schwere Infektionskrankheiten“, so Bringmann.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg,

T (0931) 31-85323, bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

Link:

www.foerderverein-uni-kinshasa.de

Quelle: einBLICK, 1. Oktober 2013

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