Highly Cited Researchers - Führend auf ihrem Forschungsgebiet

11/16/2022

Ihre wissenschaftlichen Publikationen werden von anderen Wissenschaftlern außergewöhnlich häufig zitiert. Fünf Forscher der Universität Würzburg - unter ihnen Frank Würthner - haben das Prädikat „Highly Cited Researcher“ 2022 erhalten.

Prof. Frank Würthner
Prof. Frank Würthner

2014 waren es noch drei Forscher, 2017 schon fünf, 2018 sechs – und in diesem Jahr dürfen sich fünf Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) über die renommierte Auszeichnung als „Highly Cited Researcher“ freuen. Sie alle vereint die Tatsache, dass ihre wissenschaftlichen Publikationen besonders häufig in den Arbeiten anderer Forscher zitiert werden, was für deren Bedeutung und Einfluss spricht.

Neu in der Liste, die von dem Analysespezialisten Clarivate Analytics herausgegeben wird, sind der Zellforscher José Pedro Friedmann Angeli und der Systembiologe Dominic Grün. Weiterhin dabei sind der Mediziner Hermann Einsele, der RNA-Forscher und Infektionsbiologe Jörg Vogel sowie der Chemiker Frank Würthner.

Grundlage der Auswertung von Clarivate Analytics ist die Datenbank „Web of Science“, die wissenschaftliche Artikel aus rund 34.000 Fachzeitschriften auflistet. Für die 2022er-Auswertung haben die Analysten den Zeitraum von Anfang 2011 bis Ende 2021 zu Grunde gelegt und ausgewertet. 

Highly Cited – also häufig zitiert – sind Publikationen, die in ihrem Erscheinungsjahr zu den ein Prozent meistzitierten ihres Fachgebiets gehören. Nur diejenigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die gleich an mehreren solcher Highly Cited Papers beteiligt sind, werden in den Kreis der „Highly Cited Researchers“ aufgenommen, der 2022 in 6.938 Forscherpersönlichkeiten weltweit umfasst.

Neben dieser Liste der Highly Cited Researchers führt Clarivate Analytics eine weitere Liste mit sogenannten Citation Laureates, die aus Sicht der Analyse-Experten als Kandidaten für den Nobelpreis in Frage kommen. Seit 2014 wird der Physiker der JMU Laurens Molenkamp in dieser Liste geführt. Um als Citation Laureate in Frage zu kommen, müssen Wissenschaftler über Veröffentlichungen verfügen, die mehr als 1.000 Mal zitiert wurden. Darüber hinaus müssen ihre Arbeiten jedoch auch mit einer bedeutenden Entdeckung oder einem Fortschritt in einer Größenordnung verbunden sein, die aus Sicht der Analyse-Experten nobelpreiswürdig ist.

Gratulation von Uni-Präsident Pauli

Universitätspräsident Paul Pauli gratuliert allen sechs Forscher.: „Dass so viele Würzburger Wissenschaftler wiederholt zu den Highly Cited Researchers und Citation Laureates zählen, ist auch ein eindrucksvoller Beleg für die internationale Sichtbarkeit unserer Universität. Meinen Glückwunsch an die Ausgezeichneten!“

Die ausgezeichneten Professoren

Prof. Dr. Hermann Einsele, Leiter des Lehrstuhls für Innere Medizin II und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II: Herrmann Einsele beschäftigt sich mit der Stammzelltransplantation gegen Blutkrebs und das Multiple Myelom und Infektionserkrankungen bei immunabwehrgeschwächten Patienten. Unter seiner Leitung laufen immuntherapeutische Studien für viele Tumorerkrankungen. Einsele hat eine Krebstherapie mit spezifisch veränderten Immunzellen entwickelt und diese erstmals in Europa klinisch eingesetzt. An Auszeichnungen erhielt er unter anderen: 2003 den van Bekkum Award der Europäischen Gesellschaft für Zell- und Stammzelltherapie, 2012 Nobel Lecture Stem Cell Biology/Transplantation, Nobel Forum Karolinska Institute Schweden. 2014 wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz aufgenommen. 2022 erhielt er als erster Europäer den renommierten Erasmus Hematology Award für besondere Leistungen bei der Immuntherapie von Krebserkrankungen. Er ist Co-Sprecher der Sonderforschungsbereiche 124, 221 und 338 sowie Sprecher des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen WERA mit Hauptstandort Würzburg.

Prof. Dr. José Pedro Friedmann Angeli, Professor für Translationale Zellbiologie am Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging: José Pedro Friedmann Angeli ist ein Pionier auf dem Gebiet der Ferroptose. Dabei handelt es sich um eine Form des Zelltods, deren Beteiligung an immer mehr physiologischen und krankhaften Prozessen im Organismus zunehmend klar wird. Die Arbeit in seiner Gruppe zielt darauf ab, diejenigen Stoffwechselwege zu verstehen und zu nutzen, die die Ferroptose-Empfindlichkeit regulieren. Das langfristige Ziel dieser Forschung ist es, Krebsarten wie B-Zell-Malignome, Melanome und Neuroblastome, die von Natur aus empfindlich für die Ferroptose sind, gezielt beeinflussen zu können.

Prof. Dr. Dominic Grün, Leiter des Lehrstuhls für Computational Biology of Spatial Biomedical Systems und Direktor am Institut für Systemimmunologie:
Dominic Grün erforscht mit hochauflösenden Methoden Prozesse der Zelldifferenzierung im Knochenmark und im Lebergewebe. Seine Arbeitsgruppe hat zahlreiche bioinformatische Algorithmen entwickelt, um Daten zu entschlüsseln, die mittels Einzelzell-RNA-Sequenzierung gewonnen wurden. Mit diesen Methoden konnte der Physiker einen ersten Zelltyp-Atlas der humanen Leber erstellen und zu einem besseren Verständnis der Gewebearchitektur und Zelldifferenzierung in der Leber beitragen. Seine Arbeit wurde 2020 mit dem GlaxoSmithKline-Preis für medizinische Grundlagenforschung ausgezeichnet. Seine Forschung zur Gewebearchitektur des Knochenmarks wird seit 2019 durch einen mit zwei Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates gefördert.

Prof. Dr. Jörg Vogel, Direktor des Helmholtz‐Instituts für RNA‐basierte Infektionsforschung sowie Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie: Jörg Vogel erforscht regulatorische RNA-Moleküle in bakteriellen Krankheitserregern wie Salmonellen und Fusobakterien. Seine Arbeitsgruppe entwickelt neue, auf Hochdurchsatzsequenzierung beruhende Methoden, um RNA-Moleküle in hoher Auflösung zu erfassen und deren Wirkmechanismen zu verstehen. Der Biochemiker und Leibniz-Preisträger von 2017 ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) und der Europäischen Molekularbiologie-Organisation EMBO.

Prof. Dr. Frank Würthner, Leiter des Lehrstuhls für Organische Chemie II und Gründungsdirektor des Zentrums für Nanoystemchemie: Frank Würthner leistete grundlegende Arbeiten in der supramolekularen Materialchemie. Für die organische Elektronik und Photovoltaik entwickelt er supramolekulare Polymere und Nanomaterialien auf Basis von Funktionsfarbstoffen. Nach erfolgreichen Arbeiten zur Umwandlung von Sonnenlicht in Strom beschäftigt sich Würthner – seit 2018 gefördert mit einem ERC Advanced Grant – auch mit Farbstoff-basierten Materialien, die mit Sonnenlicht Brennstoffe erzeugen können. Hier setzt er auf biomimetische Konzepte und synthetische Nanosysteme. Für seine Arbeiten über Farbstoffaggregate verlieh ihm die Gesellschaft Deutscher Chemiker die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze.

Prof. Dr. Laurens Molenkamp, Lehrstuhl für Experimentelle Physik III: Laurens Molenkamp darf man zweifellos zur Riege der etablierten Spitzenforscher zählen: In seinem Labor in Würzburg gelang 2007 die Entdeckung des Quanten-Spin-Hall-Effekts. Molenkamp war außerdem der erste, der die neue Materialklasse der topologischen Isolatoren experimentell realisieren konnte. Seit seinem Durchbruch wird auf diesem Gebiet weltweit intensiv geforscht. Molenkamp erhielt unter anderem 2011 und 2017 jeweils mit 2,5 Millionen Euro dotierte ERC Advanced Grants und 2014 den Leibniz-Preis. 2017 kam die Stern-Gerlach-Medaille hinzu, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 2022 wurde Molenkamp von der Universidad San Martin in Argentinien mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Hier geht es zum Artikel im "Einblick"

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