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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

Exzellenzstipendien für den Kongo

03/30/2010

Die Universität Würzburg baut ihre partnerschaftlichen Beziehungen in der Demokratischen Republik Kongo aus. Nach der Universität Kinshasa besteht jetzt auch mit der Katholischen Universität Graben ein Kooperationsvertrag. Dass diese Partnerschaften leben, zeigt die Tatsache, dass inzwischen 24 herausragende Studierende dieser Universitäten ein Stipendium erhalten, das der Würzburger Professor Gerhard Bringmann mit seinen kongolesischen Kollegen, den Professoren Virima Mudogo und Dibungi Kalenda, ins Leben gerufen hatte.

Zwei Studierende der Katholischen Universität Graben ...

22 Studierende der Uni Kinshasa im Kongo und zwei Studierende der Katholischen Universität Graben in Butembo im Osten des Landes sind seit Kurzem Stipendiaten des Exzellenzstipendiums „BEBUK“. Das Stipendiensystem hatten drei Professoren – der Würzburger Naturstoffchemiker Gerhard Bringmann und seine Kollegen Virima Mudogo sowie Dibungi Kalenda – Anfang 2008 als ein rein privat finanziertes System initiiert.

Ziel dieses Programms ist es, die „einstmals exzellente universitäre Ausbildung in der Demokratischen Republik Kongo zu verbessern“, erklärt Gerhard Bringmann. BEBUK solle es besonders begabten jungen Kongolesen ermöglichen, ihr Studium im Kongo schnell und erfolgreich abzuschließen. Ihre Doktorarbeit sollen sie anschließend beispielsweise in Europa oder in den USA schreiben, um so „einen höchstmöglichen Forschungsstand zu gewährleisten“, sagt Bringmann.

Nach ihrer Ausbildung sollen die Studierenden als junge Hochschullehrer unbedingt nach Afrika zurückkehren, wo sie gebraucht werden, und ihr Wissen weitergeben. „Das BEBUK-Stipendiensystem ist nicht nur eine akademische Aufgabe, sondern auch eine humanitäre Herausforderung“, erklärt der Wissenschaftler. Es soll den Wiederaufbau von Lehr- und Forschungstätigkeit in einem Nachkriegsland unterstützen.

Erfolgreiche Evaluierung

Mittlerweile ist das Förderprogramm, für das sich anfangs nur Studierende der Universität Kinshasa bewerben konnten, sehr gut angelaufen: Nach dem Start mit den Fächern Chemie und Pharmazie folgten zwei Erweiterungsphasen, erst mit Medizin, Jura und Literaturwissenschaften sowie danach mit Biologie, Physik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik, also mit neun Fächern.

Weil sich bei der jüngsten Evaluierung des Stipendiensystems, die von Gerhard Bringmann geleitet wurde, der Erfolg bestätigte, wurde das Stipendiensystem erstmals für alle zehn Fakultäten der Universität Kinshasa geöffnet. Dabei wurden in einem kompetitiven Verfahren 14 der bereits geförderten Stipendien verlängert und acht neue exzellente Kandidaten aus weiteren Fächern in das Fördersystem aufgenommen, so dass nun fast alle Fakultäten in dem Stipendiensystem vertreten sind.

Die 22 Stipendiaten erhielten ihre Urkunden im Rahmen einer großen Feier, bei der unter anderem Vertreter der Botschaft, des Erziehungsministers, des Bürgermeisters, der Universitätsleitung und weitere geladene Festgäste anwesend waren.

Erweiterung des Stipendiensystems auf eine zweite kongolesische Uni

Zudem wurde nun mit der Katholischen Universität Graben (UCG) in Butembo erstmals eine weitere kongolesische Universität mit in das Fördersystem aufgenommen. Im Gegensatz zur Uni Kinshasa, der großen staatlichen Universität im Westen mit vollem Fächerangebot, handelt es sich bei der Katholischen Universität um eine kleine, private Universität im Osten des Landes, mit nur wenigen ausgewählten Fächern. „An diesen beiden Universitäten wird das Fördersystem modellhaft erprobt und weiter ausgebaut“, sagt Gerhard Bringmann. Von dort kommen nun zwei Studierende der Medizin in den Genuss der Stipendien.

Ausgeweitet wurde das Stipendiensystem auch in anderer Hinsicht: Erstmals beteiligt sich eine weitere europäische Universität an dem Fördersystem – die Universität Genf. Kontaktperson dort ist Dr. Karine Ndjoko, einer gebürtige Kongolesin, die heute als Schweizerin im Bereich der Naturstoffchemie arbeitet.

Neuer Kooperationsvertrag

Auf seiner jüngsten Reise in den Kongo hatte Gerhard Bringmann ein wichtiges Gepäckstück mit dabei: einen bereits vom Präsidenten der Universität Würzburg, Professor Alfred Forchel, unterschriebenen Kooperationsvertrag für die Katholische Universität Graben. Nachdem dieser in einer feierlichen Zeremonie in Butembo vom dortigen Rektor, Professor Mafikiri Tsongo, unterschrieben wurde, ist die UCG nun offizielle Partneruniversität der Julius-Maximilians-Universität.

Frauenförderung als wichtige Aufgabe

Die Förderung von exzellentem weiblichem Hochschulnachwuchs ist nach Aussage von Gerhard Bringmann ein wichtiges Anliegen des Stipendiensystems. Erfreut zeigte sich der Wissenschaftler deshalb über die Tatsache, dass unter den acht neu ausgesuchten Stipendiaten in Kinshasa drei Frauen vertreten sind und auch in Butembo eine der beiden Neu-Stipendiaten weiblich ist.

Von einer „weiteren schönen Feier in Kinshasa im Zusammenhang mit der Nachwuchsförderung“ berichtet Bringmann: Der Promotion von Dr. Nadège Ngombe Kabamba. Dabei handelt es sich um die vierte Promotion im Bereich der Pharmazie an der Universität Kinshasa – und um die erste Doktorarbeit einer Frau. „Umso schöner, dass sie mit der Note ‚La Plus Grande Distinction‘ abschnitt“, sagt Bringmann, der auch im Promotionskomitee wirkte.

Forschung zur Medizin der Menschenaffen

Die weiteren Karriereschritte von Nadège Ngombe Kabamba stehen bereits fest: Gemeinsam mit Gerhard Bringmann, Karine Ndjoko, Dibungi Kalenda und Virima Mudogo hat die junge Pharmazeutin bei der Weltgesundheitsorganisation WHO einen Förderantrag für ein Nachwuchsgruppenprojekt gestellt. Thema ist die Nutzbarmachung der medizinischen Kenntnisse von Bonobos, der dem Menschen am nächsten verwandten Menschenaffenart, die nur im Kongo vorkommt. „Dies ist ein ganz wichtiger Schritt zur Verhinderung von ‚Braindrain‘, also dem Abwandern der wenigen sehr guten Wissenschaftler aus ‚schwierigen‘ Ländern“, sagt Bringmann.

Solch Drittmittel-geförderte Forschungsprojekte voranzutreiben sehen die Wissenschaftler als eine wichtige Aufgabe des Netzwerks Würzburg – Kinshasa – Butembo – Genf, neben den anderen Vorhaben: das Ausbildungssystem verbessern und den wissenschaftlicher Nachwuchs fördern. Thema dieser Forschungsarbeiten wird beispielsweise die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten sein.

Das Stipendiensystem BEBUK

Unterstützung findet das Projekt vor allem durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung sowie durch einen eigens hierfür gegründeten Förderverein Uni Kinshasa e.V., dessen Vorsitzender Gerhard Bringmann ist. In den wenigen Monaten seit seiner Gründung konnte der Verein bereits 60 Mitglieder gewinnen, nicht nur aus Würzburg, sondern aus ganz Deutschland, aber auch aus den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und aus verschiedenen afrikanischen Ländern wie Kenia, Botswana und dem Kongo. Mit den Mitteln konnten in Kinshasa ein eigenes BEBUK-Büro und ein Seminarraum eingerichtet und eine Sekretärin sowie Tutoren eingestellt werden.

Persönliche Patenschaften

„Das Kernstück der Förderung jedoch ist und bleibt die Finanzierung der Stipendiaten ‚Person-zu-Person‘ in direkten Patenschaften“, sagt Bringmann. Mehr als 20 Paten aus verschiedenen Ländern, auch aus dem Kongo, haben sich nach seinen Worten dazu bereit erklärt. Diese Paten pflegen persönliche Korrespondenz mit „ihren“ Stipendiaten und helfen mit, Probleme zu überwinden, beispielsweise wenn es nach Auslandsaufenthalten darum geht, dass die jungen Wissenschaftler wieder in ihr Heimatland zurückkehren und dort Fuß fassen wollen. Hierbei werden die Stipendiaten auch von den BEBUK-Mentoren unterstützt, durch Mithilfe und Beratung bei Förderprogrammen.

Zukunftspläne

Von der zukünftigen Entwicklung des Stipendiensystems hat Gerhard Bringmann klare Vorstellungen: „Es ist geplant, dieses weltweit wohl einzigartige Stipendiensystem ‚BEBUK‘ in der Zukunft letztlich auf alle Universitäten im Kongo auszudehnen und auch auf die Universitäten anderer Länder. Interesse hierzu wurde bereits von anderen afrikanischen Universitäten bekundet.“

Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, T: (0931) 31-85323

E-Mail: bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

Link: Zur Homepage der Fördervereins

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