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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

36. Naturstofftreffen in Würzburg

10/21/2008

Neues über Naturstoffe: Um aktuelle Forschungsergebnisse zur Chemie, Biologie und Ökologie von Naturstoffen ging es bei einem Workshop an der Uni Würzburg. Daran nahmen am 10. Oktober mehr als 100 Studierende und Doktoranden aus sechs Hochschulen und drei Forschungsinstituten teil.

Die zehn Doktoranden, die beim Naturstoff-Workshop Vorträge hielten, mit dem Gastreferenten Professor Wittko Francke (zweiter von rechts in Reihe 2) und Gastgeber Professor Gerhard Bringmann (im blauen Hemd rechts). Foto: Andreas Irmer

Zehn Doktoranden hielten auf dem Workshop Vorträge zu verschiedensten Aspekten der Naturstoffchemie. Gesucht werden zum Beispiel neue Wirkstoffe, mit denen sich Krankheiten oder Infektionen behandeln lassen. Diese werden aus Mikroorganismen, Pflanzen oder anderen Quellen isoliert. Berichtet wurde über die Aufklärung ihrer molekularen Architektur, über die Untersuchung ihrer pharmazeutischen Aktivitäten bis hin zum synthetischen Nachbau im chemischen Labor und zur möglichen Nutzung als Arzneistoffe.


Chemie am Computer

Ob Naturstoffe als Medikamente in Frage kommen, ergründen die Wissenschaftler unter anderem mit computerchemischen Verfahren. Dabei versuchen sie, am Computer aus gegebenenfalls Millionen von Molekül-Strukturen die aussichtsreichsten herauszufinden. Sinnvoll ist diese Vorgehensweise nur, wenn die Geometrie der Orte bekannt ist, an denen die Moleküle im Organismus ihre heilende Wirkung entfalten sollen. Nur dann lassen sich möglichst passgenaue Arzneistoff-Kandidaten auswählen.

Neuer Naturstoff erstmals im Labor synthetisiert

Ein neuer Naturstoff, der in Pflanzen aus Zentralafrika entdeckt wurde, ist das Ancistrocladinium A. „Es hat vielversprechende anti-infektive Eigenschaften. Wir konnten es trotz seiner außergewöhnlichen Struktur nun erstmals im Labor synthetisieren“, sagt Professor Gerhard Bringmann von der Universität Würzburg. Möglicherweise lassen sich mit diesem Naturstoff oder davon abgeleiteten Molekülen die tropischen Leishmania-Parasiten bekämpfen.

Zum Abschluss des Treffens stand traditionsgemäß der Gastvortrag eines prominenten Naturstoff-Chemikers auf dem Programm: Professor Wittko Francke von der Universität Hamburg berichtete über chemische Kommunikation im Tierreich. Vor allem Insekten verständigen sich mit chemischen Signalstoffen, zum Beispiel beim Anlocken ihrer Sexualpartner. Diese Form der Kommunikation ist so spezifisch, dass jede Insektenart einen eigenen „chemischen Dialekt“ hat, wie Francke ausführte.

Lerneffekte für Nachwuchsforscher

„Die Doktoranden-Workshops sind eine hervorragende Maßnahme, um Nachwuchsforscher zu fördern“, sagt Professor Bringmann. Bei den Treffen erfahren die jungen Wissenschaftler von neuen Entwicklungen in der Naturstoffchemie. Außerdem lernen sie, vor einem Publikum ihre Forschungsergebnisse anschaulich und packend zu präsentieren.

Werdegang des Workshops

Der erste Doktoranden-Workshop dieser Art fand im Mai 1991 unter der Leitung von Professor Bringmann in Würzburg statt. Diese Veranstaltungen liefen anfänglich unter dem Namen „Fränkische Naturstofftreffen“, beteiligt waren damals die Universitäten Würzburg, Bayreuth und Erlangen.

Später kamen weitere renommierte Institutionen dazu, nämlich die Universitäten Leipzig, Bonn und Wien sowie das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle, das Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena sowie das ebenfalls dort angesiedelte Hans-Knöll-Institut für Naturstoffforschung.

„Es spricht für die Qualität und die Akzeptanz dieser Veranstaltung, dass sie nunmehr in ununterbrochener Serie zum 36. Mal stattfand und damit bereits zum 10. Mal in Würzburg“, freut sich Bringmann. Der Universitätsbund Würzburg habe den diesjährigen Workshop großzügig finanziell unterstützt. Im Frühjahr und im Herbst 2009 sollen die Treffen in Bayreuth und Halle stattfinden.

 

Quelle: Uni Intern, Ausgabe 39 vom 21. Oktober 2008

 

Weitere Informationen zum Programm: Naturstofftreffen

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