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THE BRINGMANN GROUP: BIOACTIVE COMPOUNDS FROM NATURE

Afrika: Viele Kontakte mit Würzburg

25.11.2008

Kooperationen mit afrikanischen Forschern bündeln, stärken und ausbauen: Diesem Anliegen widmet sich der Afrikakreis an der Universität Würzburg. Er wurde im Jahr 2006 gegründet, hat sich rasant entwickelt – und blickt mit Zuversicht nach vorn. Denn aus ihm lässt sich „in naher Zukunft ein fakultätsübergreifendes wissenschaftliches Afrika-Zentrum machen“.

Bei der Eröffnung der Ausstellung „Afrika – Kollegen stellen sich vor“ in der Uni am Sanderring (von links): Universitätspräsident Axel Haase, Gerhard Bringmann, Virima Mudogo, Axel Rethwilm, Bürgermeister Adolf Bauer, Minnattallah Boutros, Kora-Spieler Papa Diabaté und sein Manager Günter Gretz, Karin Sekora. Foto: Robert Emmerich

Das sagte Universitätspräsident Axel Haase am 18. November bei einer Festveranstaltung des Afrikakreises in der Universität am Sanderring. Er verwies dabei auf die lange Tradition der Würzburger Beziehungen zu Afrika: Schon 1983 wurden erste Partnerschaften geschlossen, und zwar mit Hochschulen in Nigeria und in Niger. Weitere folgten, beispielsweise mit den Universitäten Oran (Algerien) und Kinshasa (Kongo).

Die Kooperation mit den kongolesischen Forschern geht auf den Naturstoffchemiker Gerhard Bringmann zurück, den Sprecher des Afrikakreises. Er konnte unter den Gästen im Audimax der Sanderring-Uni auch seinen Partner Virima Mudogo begrüßen, den Vizepräsidenten der Universität Kinshasa, sowie Jean Melaga, den Botschafter von Kamerun. Bringmann stellte bei der Feier den Afrikakreis vor.

Afrikakreis: die Aktivitäten

Sechs große Forschungskooperationen sind derzeit im Afrikakreis vertreten:

  • Tropenmedizin: Forschung über Aids und Schlafkrankheit, Patientenversorgung, Projektberatung, humanitäre Hilfe (PD Dr. August Stich)
  • Naturstoffchemie: Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten, zum Beispiel gegen Malaria (Prof. Dr. Gerhard Bringmann)
  • Tierökologie und Tropenbiologie: Nutzung und Schutz der Biodiversität, Koordination des Netzwerks BIOTA-Afrika aus ca. 200 Wissenschaftlern (Prof. Dr. Karl Eduard Linsenmair)
  • Geographie: Entwicklung von Klima und Landschaft in der Sahara, Regenerationsvermögen von Boden und Vegetation (Prof. Dr. Roland Baumhauer)
  • Ägyptologie: die Kultur der Nubier, eine Schnittstelle zwischen den Kulturen Afrikas und des Mittelmeers (Prof. Dr. Horst Beinlich)
  • Romanistik: afrikanische Literatur in französischer Sprache, Landeskunde (Prof. Dr. Brigitte Burrichter)

„Wir wollen unsere Forschungsprojekte mit und in Afrika besser vernetzen, bündeln und nach außen bekannt machen“, so Bringmann. Aber auch dem negativen Bild von Afrika, das allzu oft in den Medien vermittelt werde, will der Kreis mit seiner Öffentlichkeitsarbeit entgegentreten.

Rachitis: Projekt in Nigeria

Eine durch den Afrikakreis angestoßene Vernetzung stellte Bringmann beispielhaft vor: das Rachitis-Projekt der Tropenmedizin und der Geographie. In manchen Gebieten Nigerias leidet ein großer Prozentsatz der Bevölkerung massiv an Rachitis. Mehr als 800 Kinder sind betroffen; durch die Erweichung der Knochen sind ihre Beine teils schwer deformiert.

Die Tropenmediziner fanden heraus, dass die Ursache dafür kein Mangel an Vitamin D ist, sondern zuwenig Kalzium im Trinkwasser und in den Böden. „Ein klarer Fall also für eine Kooperation mit den Geographen, die seitdem intensiv mit den Medizinern zusammenarbeiten“, so Bringmann. Inzwischen gebe es beeindruckende Erfolge, den Kindern konnte mit Medikamenten, mit Kalzium und auch mit Operationen geholfen werden.

HIV: Neues Graduiertenkolleg

Über eine Premiere berichtete der Virologe Axel Rethwilm: Er hat gemeinsam mit Kollegen in Südafrika das erste deutsch-afrikanische Graduiertenkolleg überhaupt gegründet. Forschungsthema ist die Immunschwäche Aids – denn in keinem anderen Land der Welt sind so viele Menschen mit HIV infiziert wie in Südafrika. Rund 15 Prozent der 48 Millionen Einwohner tragen das Virus in sich.

In Graduiertenkollegs arbeiten Doktoranden in einem koordinierten Programm zusammen. Künftig wird es darum einen Austausch junger Wissenschaftler zwischen Würzburg, Kapstadt und Stellenbosch geben; dazu kommen gemeinsame Sommerschulen und weitere Aktivitäten. Wohin all das führen könnte? An der Uni Würzburg womöglich zu einem fakultätsübergreifenden Begleitstudiengang Tropenmedizin, wie Rethwilm sagte.

Ausstellung: die Partner in Afrika

Welche Gesichter hinter den Forschungskooperationen stecken, zeigt eine Ausstellung, die der Afrikakreis bei der Feier eröffnete. Minnattallah Boutros, stellvertretende Sprecherin des Afrikakreises, hat sie gestaltet. Teile davon waren schon auf dem Würzburger Africa Festival 2008 zu sehen, nun ist die Ausstellung in erweiterter Form ins Foyer der Uni am Sanderring eingezogen. Dort kann sie bis Anfang Juni besichtigt werden; der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten in der Vorlesungszeit: Montag bis Donnerstag 7 - 22 Uhr Freitag 7 - 20 Uhr

Öffnungszeiten in der vorlesungsfreien Zeit (9. Februar - 17. April): Montag bis Freitag 7 - 20 Uhr

Geschlossen vom 31. Dezember bis 6. Januar

Vortrag zur Geschichte des Kongo

Papa Diabaté aus Mali sorgte bei der Feier für ungewöhnte Klänge: Seine Zwischenspiele auf der Kora, einem traditionellen afrikanischen Saiteninstrument, kamen beim Publikum sehr gut an. Zum Abschluss hielt Dr. Karin Sekora, ebenfalls stellvertretende Sprecherin des Afrikakreises, einen Vortrag über die Geschichte des Kongo im Spiegel der Literatur. Der Kongo, zwischenzeitlich persönliches Eigentum des belgischen Königs, hat in der Kolonialzeit und danach eine wechselvolle Geschichte erlebt. Sie spiegelt sich in den Werken afrikanischer Schriftsteller wider.

Die Referentin sprach über die literarische Aufarbeitung dreier Epochen, die für die kongolesische Geschichte von entscheidender Bedeutung waren: Über Bernard Dadiés Darstellung der ersten Kontaktaufnahme zwischen Portugiesen und Kongolesen Ende des 15. Jahrhunderts in dem Drama Béatrice du Congo, über die historischen Hintergründe (die Inbesitznahme des Kongo durch den belgischen König Leopold II Ende des 19. Jahrhunderts) in Joseph Conrads Novelle Herz der Finsternis sowie über Aimé Césaires Drama Im Kongo. Darin analysiert der Autor die neokolonialistische Einflussnahme während der kurzen Regierungszeit von Patrice Lumumba (1960).

Informationen über den Afrikakreis


Das Graduiertenkolleg HIV/Aids

Der Afrikakreis in der Uni-Zeitschrift Blick

 

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