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Institut für Organische Chemie

Form Follows Function?

07.06.2019

In einer faszinierenden Siegfried-Hünig-Vorlesung 2019 zeigte Prof. Makoto Fujita, dass Chemiker das in der Architektur verbreitete und vom Bauhaus perfektionierte Prinzip "Form Follows Function" auch umkehren können.

Preisträger Makoto Fujita mit der Nachfolgerin von Prof. Hünig auf dem Lehrstuhl für Organische Chemie I, Claudia Höbartner, und Laudator Frank Würthner. (Foto: C. Stadler)

Die Käfigverbindungen ("Metal-Organic Frameworks" MOFs), an denen Prof. Fujita seit 30 Jahren forscht, eröffnen wirklich erstaunliche Anwendungsmöglichkeiten auf diversen Gebieten der synthetischen Chemie und der Strukturaufklärung. Dabei entscheidend ist die Form der Käfige, insbesondere die Größe des Innenraums. Dieser folgt dann gewissermaßen die Funktion.

Jenseits der platonischen Körper

Verblüffend einfach wirkt es, wie Fujita seine Käfige konstruiert. Aus nur zwei sorgfältig ausgewählten Bausteinen - einem Metallion und einem organischen Liganden - setzen sich die Käfige von selbst zusammen. Self-Assembly nennt man dieses auch in der Natur vorkommende Prinzip. Im Reaktionskolben entstehen allerdings hoch symmetrische Verbindungen, von denen selbst Mathematiker noch etwas über Geometrie lernen können, wie Fujita in seinem Vortrag zeigte.

Sehr lehrreich und stellenweise sogar überraschend war selbst für die erfahrensten Chemiker im Auditorium die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten, z.B. in der Katalyse und als "kristalline Schwämme", mit deren Hilfe Röntgenstrukturen kleiner und mittelgroßer Moleküle gelingen, ohne diese mühevoll kristallisieren zu müssen. Prof. Fujita hatte hier die Lacher auf seiner Seite, als er mit einem Augenzwinkern erklärte, dass die "crystalline sponge method" in seinem Labor Promotionszeiten von drei Monaten ermögliche.

Werdegang und Auszeichnungen

Nach dem Studium der Chemie an der Chiba University promovierte Makoto Fujita 1987 an der renommierten University of Tokyo. Professuren an der Chiba University und an der Nagoya University folgten, bevor er 2002 an die University of Tokyo zurückkehrte, wo er bis heute forscht. Seine bahnbrechenden Arbeiten sind in mehr als 100 Veröffentlichungen alleine in der Angewandten Chemie und im Journal  of the American Chemical Society dokumentiert. Hinzu kommen mehrere Publikationen in Nature und Science. Zu den zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen zählen die Nagoya Silver Medal (2002), der Izatt-Christensen Award in Macrocyclic and Supramolecular Chemistry (2004) und der Arthur C. Cope Scholar Award der American Chemical Society (2013). 2018 erhielt er den besonders renommierten Wolf Prize in Chemie "for conceiving metal-directed assembly principles leading to large highly porous complexes ".

Die Siegfried-Hünig-Vorlesung

Die Siegfried-Hünig-Vorlesung wurde im Jahre 2011 anlässlich des 90. Geburtstags von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Hünig ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Vorlesung wird einmal jährlich ein international renommierter Chemiker zum Vortrag nach Würzburg eingeladen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen u. a. die Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn und Ben Feringa.

Von C. Stadler

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